Es ist noch einmal alles gutgegangen. Doch was sich
dieser Tage am Grenzübergang Mariahilf in Passau abspielte, ist ein
Armutszeugnis im Kampf gegen Corona und ein Alarmzeichen dafür, dass die
Abschottungsmaßnahmen nicht auf die Spitze getrieben werden dürfen.
Den Grenzübergang Mariahilf in Passau hat Österreich überraschend dichtgemacht. Ein Notfallmediziner, der zu einem mit gesundheitlichen Problemen kämpfenden Neugeborenen im Krankenhaus Schärding (Oberösterreich) eilen wollte, kam nicht durch. Das Nachbarland kündigte am Dienstag an, den Übergang nun wieder öffnen zu wollen.
Ein Notfallmediziner der Kinderklinik Dritter Orden in Passau sollte zu
einem mit gesundheitlichen Problemen kämpfenden Neugeborenen im etwa 20
Kilometer entfernten Krankenhaus jenseits der Grenze in Schärding
(Oberösterreich) eilen. Beide Häuser kooperieren. Doch der
Notfallmediziner kam am Grenzübergang Mariahilf in Passau – die Strecke
ist die kürzeste Verbindung zwischen den beiden Krankenhäusern – nicht
durch, wie es am Dienstag der Chefarzt der Kinderklinik Dritter Orden,
Prof. Dr. Matthias Keller, der PNP schilderte. Die Grenze, die in der
vergangenen Woche noch passiert werden konnte, war dicht, angeordnet von
österreichischer Seite. Und laut der Passauer Bundespolizei noch dazu
ohne Absprache.
Der Arzt hätte einen Umweg über einen anderen Übergang fahren müssen –
und dabei wertvolle Zeit verloren. Dank der engen Zusammenarbeit
zwischen den Krankenhäusern in Passau und Schärding konnte aber eine
Intensivmedizinerin auf österreichischer Seite alarmiert werden, die
sich um die Versorgung des Neugeborenen kümmerte. Ihm gehe es gut,
betonte Chefarzt Keller.
Offen, geschlossen - und nun doch wieder offen?
Warum Österreich den Grenzübergang überraschend dichtmachte, darauf bekam die PNP am Dienstag keine zufriedenstellende Antwort. Sowohl die Landespolizeidirektion in Linz wie auch der Einsatzstab des Bundesinnenministeriums (BMI) in Wien verwiesen lediglich auf eine vom BMI getroffene Verordnung. Die nun allerdings schon gar nicht mehr gilt. Denn der Übergang Mariahilf werde am Donnerstag 0 Uhr wieder geöffnet, wie ein Sprecher des Einsatzstabs des BMI erklärte.
Militär am Übergang bei Burghausen
Am Grenzüberquerung bei Wanghausen, der von Burghausen (Landkreis Altötting) nach Hochburg-Ach führt, sorgt indes seit wenigen Tagen ein martialischer Anblick für große Augen. Zu den österreichischen Polizisten gesellen sich neuerdings Soldaten des Bundesheeres. In voller Montur unterstützen sie die blaugewandeten Kollegen – mit Fieberthermometern und Sturmgewehren.
Letztere seien nun mal Teil der Standardausrüstung und dienten sowohl
der Eigensicherung als auch einer gewissen Abschreckung, sagt
Oberstleutnant Gerhard Oberreiter vom Militärkommando Oberösterreich als
Erklärung. Wobei die eingesetzten Soldaten nicht für die
Grenzkontrollen selbst zuständig seien, sondern vielmehr die dafür
verantwortlichen Polizisten unterstützen sollen – mit Hilfe von
Körpertemperaturmessungen. So messen die Soldaten mit Infrarot-Geräten,
ob Einreisende Fieber haben, die Kontrolle der Ausweise und
Einreiseberechtigungen übernehmen die Polizeibeamten.
Soldaten der Militärmusik abgestellt
Im Bereich des Bezirks Braunau sind dafür Soldaten der oberösterreichischen Militärmusik abgestellt. Ihre Einsatzstellen sind die Grenzübergänge Kirchdorf/Braunau sowie Wanghausen/Burghausen. Untergebracht sind die Soldaten direkt vor Ort.
Abseits des ungewohnten Anblicks verlaufen die Grenzkontrollen zwischen
Burghausen und den Nachbarn jenseits der Salzach weiterhin weitgehend
unproblematisch. Zwar gebe es immer noch vereinzelt Deutsche, die rein
zum Tanken rüberfahren wollen und abgewiesen würden, der Großteil der
Einreisenden aber wisse, dass vorerst triftige Gründe für eine Erlaubnis
vorliegen müssen, hieß es am Dienstag vor Ort.
Österreichische Grenzschutzbeamte und Soldaten des Bundesheeres am Grenzübergang Wanghausen (Kreisverkehr)