Die Ostermesse im Vatikan wird wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr ohne Besucher begangen. Dasselbe gelte für alle liturgischen Feiern der Karwoche, die "ohne die physische Anwesenheit der Gläubigen stattfinden werden", teilte die Präfektur des Päpstlichen Hauses mit.
Die Feierlichkeiten werden stattfinden, aber auf welche Art und Weise müsse erst noch entschieden werden, sagte der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni. Zentral sei, dass die Feiern in Einklang mit den Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus stünden.
Es ist ein beispielloser Schritt in der jüngeren Geschichte des Vatikans: Eigentlich kommen jedes Jahr Hunderttausende Menschen aus aller Welt über die Osterfeiertage nach Rom. Die nun getroffene Entscheidung "eröffnet ein noch nie da gewesenes Szenario: Riten ohne Menschen", sagte Massimo Faggioli, Theologieprofessor an der US-Universität Villanova, der Deutschen Presse-Agentur.
Zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus hatte der Vatikan bereits zuvor öffentliche Auftritte von Papst Franziskus abgesagt und sowohl den Petersplatz als auch die Basilika für die Öffentlichkeit geschlossen. Bis zum 12. April werden die päpstlichen Generalaudienzen und die sonntäglichen Angelusgebete weiterhin nur online übertragen, wie die Präfektur des Päpstlichen Hauses zudem mitteilte.
Der Papst rief am Sonntag in seinem im Internet übertragenen Angelusgebet die Gläubigen dazu auf, den Wert der Gemeinschaft während der Corona-Pandemie neu zu entdecken. In der jetzigen Situation, "in der wir mehr oder weniger isoliert leben", vereine dieser Wert alle Mitglieder der Kirche, sagte Franziskus. Ende Februar hatte es Sorge um die Gesundheit des Kirchenoberhauptes gegeben. Mittlerweile aber scheint sich der 83-Jährige wieder erholt zu haben.
Ostern ist der wichtigste christliche Feiertag - gefeiert wird die Auferstehung Jesu nach dessen Hinrichtung am Kreuz am Karfreitag. Höhepunkt der Ostermesse, die in diesem Jahr auf den 12. April fällt, ist der apostolische Segen "Urbi et Orbi" des Papstes von der Loggia des Petersdoms aus. Die lateinische Formel bedeutet "Der Stadt und dem Erdkreis" und wird nur Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gespendet. In den vergangenen Jahren hatten sich dazu Zehntausende Gläubige auf dem Petersplatz versammelt.
In der Woche vor Ostern - der Karwoche - werden traditionell mehrere Zeremonien abgehalten. Eine der feierlichsten ist die vom Papst angeführte Karfreitagsprozession, an der normalerweise ebenfalls Tausende Menschen teilnehmen. Auch die Fußwaschung an Gründonnerstag gilt als ein zentrales Ereignis. Dabei war Franziskus in den vergangenen Jahren in Gefängnisse, Hospize oder Flüchtlingslager gegangen und hatte Menschen dort in einer traditionellen Liturgie die Füße gewaschen.
Die Coronavirus-Pandemie betrifft derzeit Italien besonders stark. Wegen drastischer Sperrmaßnahmen steht im gesamten Land das öffentliche Leben weitestgehend still. Italien ist das am schlimmsten betroffene Land der Welt außerhalb Chinas, wo der Ausbruch seinen Ursprung hatte. Am späten Samstag meldete Italien mehr als 21.000 Infektionen und 1441 Todesfälle.